was ist tcm?
das konzept der traditionellen chinesischen medizin (tcm) basiert auf dem verständnis der lebensenergie „qi“ sowie der aspekte „yin“ und „yang“ in allem was existiert. wenn qi voll und frei fliesst und yin und yang sich in einem relativen gleichgewicht befinden, fühlt sich der mensch gesund und zufrieden. vitalität ist zugleich der ausdruck von flexibilität gegenüber äusseren einflüssen wie beispielsweise jahreszeiten, ernährung, beruf, stress und beziehungen. in diesem sinne versteht die tcm den menschen als ganzes und betrachtet ihn stets in bezug zu seiner umwelt. bei beschwerden oder krankheiten richtet sie zwar ihr augenmerk auf die symptome (aussen), behandelt aber vielmehr die darunter liegenden muster bzw. disharmonien (innen). aufschluss darüber geben diagnostische methoden wie die eingehende befragung, das betrachten der zunge sowie das fühlen des pulses. je nach ungleichgewicht werden akupunktur, moxibustion, schröpfen, gua sha und kräuter eingesetzt, um körper, emotionen und geist die notwendigen impulse zu geben, wieder zu ihrem natürlichen gleichgewicht zurückzufinden. und damit zu einem ganzheitlichen wohlbefinden
befundaufnahme
1. betrachten
das genaue betrachten der zunge ist von grosser wichtigkeit für die diagnose: farbe, form, feuchtigkeit, beweglichkeit des zungenkörpers, farbe und art des belages. weiter werden die gesichtsfarbe, körperhaltung, haare, haut, nägel etc. beurteilt.
2. hören & riechen
zuhören, was der patient erzählt, ist das eine; hören, was der körper des patienten sagt, das andere. hierzu gehören die stärke des atmens und des sprechens, das geräusch beim husten, der darmtätigkeit etc. riechen heisst, das wahrnehmen von möglichen typischen körpergerüchen, die ebenfalls hinweise auf ein ungleichgewicht sind.
3. fragen
die chinesische medizin stellt 10 klassischen fragen: appetit, durst, urin, stuhlgang, kopf und sinne, schlaf, schwitzen, bewegungsapparat, körpertemperatur, gynäkologie bei frauen, urologie bei männern. bei der erstkonsultation erfolgt die befragung sehr detailliert. was für einen patienten manchmal nicht erwähnenswert scheint, kann für einen therapeuten sehr aufschlussreich sein.
4. fühlen & palpieren
das fühlen des pulses mit drei fingern an beiden handgelenken gibt auskunft über das befinden der organe und über die energetische gesamtkonstitution. die tcm kennt ca. 27 verschiedene pulsqualitäten, die nach geschwindigkeit, rhythmus, volumen, tiefe etc. unterschieden werden. palpiert oder getastet werden je nach situation der bauch, rücken, schmerzende stellen, die meridiane und akupunkturpunkte.
akupunktur & co.
akupunktur
bei der akupunktur werden in bestimmte punkte entlang so genannter meridiane (energieleitbahnen) hauchdünne nadeln gesetzt, um das qi (lebensenergie) zu regulieren. es gibt 12 haupt- und 8 sondermeridiane, auf denen 365 punkte verteilt sind. hinzu kommen extrapunkte, die ausserhalb dieses systems liegen. alle punkte haben verschiedene charaktereigenschaften und funktionen. bei erwachsenen werden die nadeln 20 bis 40 minuten belassen, bei kindern nur für ein paar sekunden bis wenige minuten. wahlweise kann bei angst vor nadeln mit einem laser gearbeitet werden.
ohr-akupunktur
im ohr spiegelt sich der ganze organismus des menschlichen körpers, ähnlich wie bei der fussreflexzonentheorie. die ohr-akupunktur findet bei praktisch allen arten von ungleichgewichten verwendung, insbesondere bei schmerzen, vegetativen störungen und suchtproblemen. es gibt über 100 ohrpunkte. eine auswahl von punkten wird entweder genadelt oder mit dauernadeln oder ohrsamen für eine tagelange stimulierung versehen.
arzneimitteltherapie
klassische kräuterrezepturen, wie sie sich seit hunderten, teils sogar seit tausenden von jahren bewährt haben, werden in form von dekokten (auskochungen), tees, tinkturen, granulaten, pillen, salben, zäpfchen und bädern eingesetzt. über 4000 jahre hat sich ein unermesslicher schatz von erfahrungen über die verwendung von pflanzlichen, mineralischen und tierischen bestandteilen angesammelt. so beschreibt die materia medica (kompendium) ungefähr 7000 einzelmittel. eine rezeptur besteht meist aus 5 bis 15 einzelmitteln. wenn erforderlich, kann eine rezeptur individuell zusammengestellt werden. diese therapieform eignet sich für praktisch alle arten von erkrankungen, insbesondere bei mangelzuständen und auch für babys und kinder.
moxa
bei moxa (moxibustion) handelt es sich um das abbrennen von beifuss (artemisiae vulgaris) zum vertreiben von kälte oder zur mobilisierung der energie. entweder werden kleine moxakegel auf ingwerscheiben abgebrannt, die direkt auf akupunkturpunkte platziert werden, oder mit moxazigarren ganze hautareale oberflächlich erwärmt, oder watteartiges beifuss am griff der nadel befestigt und angezündet, um die wärme in die tiefe des akupunkturpunktes bzw. gewebes zu leiten. ein chinesisches sprichwort sagt, dass keine weite reise unternommen werden sollte, ohne vorher das qi (lebensenergie) durch moxa angeregt zu haben.
schröpfen
das schröpfen gehört zu den ausleitenden massnahmen. dabei wird eine offene flamme kurz in die öffnung eines glases gehalten und dieses dann unmittelbar auf die haut gesetzt. das erzeugte vakuum stimuliert die durchblutung und ‚öffnet’ die körperoberfläche, so dass krankmachende faktoren wie wind und kälte, aber auch hitze dem körper entweichen können. durch die ansammlung des blutes bleiben oftmals sichtbare blutergüsse zurück, welche aber nach ein paar tagen verschwinden und die haut nicht schädigen. diese massnahme eignet sich besonders bei erkältung, muskelverspannung und schmerzen.
gua sha
bei gua sha wird mit der abgerundeten kante eines gegenstandes (z.b. ein chinesischer suppenlöffel) die haut geschabt, um ähnlich wie beim schröpfen die körperoberfläche zu ‚öffnen’. dabei entstehen hellrote bis dunkelrote flecken oder striemen, die aber nach ein paar tagen verschwinden, die haut bleibt unversehrt. nach der behandlung sollten die durchbluteten körperareale unbedingt vor wind und kälte geschützt werden. diese methode eignet sich besonders für schmerzen des bewegungsapparates, vor allem nacken- und schulterschmerzen, aber auch bei erkältungen und atemwegsinfekten und ist bei kindern sehr beliebt.
tui na und an mo
beides sind massage- und manipulationstechniken, die bei verletzungen und krankheiten des muskel-skelettsystems im rahmen der rehabilitation eingesetzt werden. bei babies und kindern wird diese therapie auch bei innermedizinischen problemen angewendet. für diese therapieformen verweise ich sie gerne weiter.
ernährung
das ziel der ernährungstherapie ist es, über das hinzufügen oder weglassen bestimmter nahrungsmittel das krankheitsbild günstig zu beeinflussen. aus sicht der tcm ist die ernährung nicht nur prävention, sondern auch massnahme, um den augenblicklichen zustand von körper und geist zu unterstützen. für die chinesen ist das essen ein wichtiges ritual im alltag. die grundregeln sind einfach und wirkungsvoll: das essen muss möglichst frisch, warm, vielfältig und schmackhaft sein. es sollte regelmässig, bewusst und in ruhe eingenommen werden und dem folgenden sprichwort entsprechen: „morgens wie ein kaiser, mittags wie ein fürst, abends wie ein edelmann.“
qi gong
durch körperübungen in bewegung und in ruhe wird die lebensenergie qi innerlich geschult und gestärkt. die übungen haben einen festgelegten ablauf und werden alleine oder in gruppen ausgeführt. die praktizierenden spüren nach längerem training eine wohltuende wärme im ganzen körper und das gefühl von frische und vitalität. qi gong wird vor allem präventiv eingesetzt und gehört zu den selbstverständlichen, persönlichen bemühungen, gesund zu bleiben. zusätzlich bewährt es sich als unterstützende therapie zur anregung der selbstheilungskräfte.
tai qi
auch schattenboxen genannt, ist eine bewegungsmeditation, die in china bei jung und alt sehr beliebt ist und vor allem in den frühen morgenstunden, wenn die energie jung und frisch ist, praktiziert wird. alle bewegungen und abläufe, die das schattenboxen enthält, könnten potentiell auch in einem reellen kampf eingesetzt werden. dem buddhistischen ursprung entsprechend ist es der kampf gegen sich selber bzw. gegen den eigenen schatten. auch diese betätigung dient zur erhaltung und verbesserung der gesundheit und eignet sich besonders zum abschalten und der energie eine richtung zu geben.